Misinformation Monitor: Oktober 2022

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Vor den US-Zwischenwahlen: anonyme Wahlkampfspenden für politische Werbung auf Facebook und Instagram

Sogenannte “Pink Slime”-Medien*, die von geheimen Spender:innen unterstützt werden, geben viel Geld für Facebook- und Instagram-Anzeigen in den umkämpften US-Staaten aus. Sie machen sich dabei Tools für zielgruppengenaues Werben (Ad-Targeting) und die laxen Werberichtlinien der Meta-Plattformen zunutze.

Von Lorenzo Arvanitis und McKenzie Sadeghi

*Der Begriff “Pink Slime-Journalismus” bezeichnet die kostengünstige, teils automatisierte Generierung von Nachrichtenartikeln, die häufig eine politische Agenda vorantreiben. Die Artikel werden in der Regel auf den Webseiten von Lokalzeitungen oder eigens geschaffenen “Pink Slime”-Nachrichtenseiten platziert. Der Name ist eine Anspielung auf “Pink Slime”, ein Nebenprodukt der Fleischverarbeitung, das auch als Füllmasse in Fleischprodukten verwendet wird.

Im September 2022 erschien auf Millionen von Facebook- und Instagram-Feeds in Michigan ein Artikel: Die republikanische Gouverneurskandidatin des Bundesstaates, Tudor Dixon, “sagte, dass ein 14-jähriges Mädchen, das von ihrem Onkel vergewaltigt wurde, ein ‘perfektes Beispiel’ für einen Fall sei, in dem Abtreibung gesetzlich nicht erlaubt sein sollte.” Der Artikel, mit dem die Wähler:innen der Demokraten mobilisiert werden sollten, wurde von einer scheinbar lokalen Nachrichtenredaktion namens The Main Street Sentinel auf Facebook und Instagram veröffentlicht.

Der Artikel zitierte Dixons Aussage korrekt und räumte gleichzeitig der Pro Choice-Position ihrer Gegenkandidatin mehr Platz ein. (Anm. d. Red.: Pro Choice bezeichnet eine soziale Bewegung, die sich für die Selbstbestimmung von Frauen einsetzt, unter anderem für ihr Recht auf Abtreibung.) Aufmerksamen Facebook- und Instagram-Nutzer:innen dürfte dabei aufgefallen sein, dass es sich bei dem Artikel in Wirklichkeit um eine Anzeige handelte, die über dem Text in Kleingedrucktem den Hinweis “gesponsert” trug. Darauf folgte der Zusatz, dass der Post, der den Artikel beworben hatte, von The Main Street Sentinel bezahlt wurde. Das bedeutete jedoch nicht, dass die Anzeige von einer harmlosen lokalen Nachrichtenorganisation bezahlt wurde, die auf ihre Berichterstattung aufmerksam machen wollte.

Wahrscheinlich wurde sie auch nicht von “The Main Street Sentinel” bezahlt – dessen Name nicht unter den in den USA registrierten Unternehmen ist.

Laut Axios war die Anzeige vielmehr Teil einer Beeinflussungsaktion, die mit einem Strategieberater der Demokraten in Verbindung steht. Die Überprüfung von ‘Meta’s Ad Library’, einer Datenbank für politische Anzeigen auf Facebook und Instagram, durch NewsGuard ergab, dass die Gruppe etwa 80.000 Dollar dafür bezahlte, dass der Artikel auf etwa 7,42 Millionen Facebook- und Instagram-Feeds in Michigan angezeigt wurde. (Facebook und Instagram sind beide im Besitz von Meta.)

Der Main Street Sentinel ist wohl kaum die einzige parteiische Organisation, die sich als lokale Nachrichtenseite tarnt und so versucht, die öffentliche Meinung vor den Zwischenwahlen im November zu beeinflussen. Zusammen mit dem linksorientierten Courier Newsroom und The American Independent sowie dem rechtsorientierten Metric Media haben diese vier zusammengerechnet im Jahr 2022 bislang etwa 3,94 Millionen Dollar für Werbekampagnen auf Facebook und Instagram ausgegeben. Das ergab eine Überprüfung von NewsGuard. Da diese Anzeigen ihre Zielgruppen mit hoher Präzision und zu einem Bruchteil der Kosten anderer Medien erreichen können, waren sie laut Erkenntnissen von NewsGuard mehr als 115 Millionen Mal in den Facebook- und Instagram-Feeds von Nutzer:innen zu sehen. Derlei Aktionen und die entsprechenden Werbeausgaben werden in den letzten zwei Wochen vor den Zwischenwahlen wahrscheinlich noch zunehmen.

Der größte Teil der Aufwendungen stammt von Courier Newsroom, das zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 22. Oktober 2022 laut Metas Ad Library Facebook- und Instagram-Anzeigen im Wert von 2,33 Millionen Dollar kaufte. Im gleichen Zeitraum gab The Main Street Sentinel, das laut der “Über Uns”-Rubrik auf der Webseite im Besitz von Star Spangled Media LLC ist, 1,2 Millionen Dollar für Facebook- und Instagram-Anzeigen aus. Metric Media zahlte 276.000 Dollar und The American Independent gab 132.500 Dollar aus. Die Werbeausgaben dieser Organisationen haben in den Wochen vor den Wahlen am 8. November 2022 deutlich zugenommen, wie NewsGuards Überprüfung ergab.

Eine Montage von "Pink Slime"-Facebook-Seiten (Screenshots über NewsGuard)

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2020 lancierten Courier Newsroom und Metric Media Nachrichten-Webseiten in lokalen Gemeinden im ganzen Land. Diese Webseiten verbreiteten zielgerichtete, extrem einseitige Inhalte zur Beeinflussung der Wähler:innen. Seitdem sind zwei neue, verdeckt parteiische Nachrichtenorganisationen entstanden: The American Independent und The Main Street Sentinel. Das verdeutlicht die zunehmende Popularität der so genannten “Pink Slime”-Medien – eine Anspielung auf den fleischbasierten Füllstoff, der Rindfleischprodukten in den USA angeblich ohne Kennzeichnung zugesetzt wurde.

Facebook und Instagram spielen bei den Strategien dieser Gruppen eine zentrale Rolle. NewsGuards Recherche ergab, dass diese Pseudo-Nachrichtenredaktionen die niedrigen Kosten, die Funktionen zum gezielten Werben und die durchlässigen Richtlinien in Bezug auf politische Werbeausgaben von Meta ausnutzen. So können sie Wähler:innen in umkämpften Staaten ansprechen, während sie ihre parteipolitisch motivierte Agenda und Finanzierung herunterspielen oder ganz verbergen.

Meta antwortete nicht auf drei von NewsGuard versendete E-Mails im Oktober 2022, in denen das Unternehmen um eine Stellungnahme zu den Werbe-Tools und Richtlinien für politische Werbung auf Facebook und Instagram gebeten wurde.

Gezielte Werbung für Wähler:innen in umkämpften US-Staaten

Die Werbe-Tools von Meta bieten Betreiber:innen detaillierte Auswahlmöglichkeiten, um ihre Zielgruppen auf der Grundlage der gesuchten Merkmale zu erreichen. So können Werbetreibende beispielsweise Personen auswählen, die in einem bestimmten politischen Bezirk leben, bestimmte Zeitungen lesen, sich besonders für bestimmte Themen oder Fragen interessieren (von Motorsport bis Klimaaktivismus) und ein bestimmtes Alter und Geschlecht haben. Die “Pink Slime”-Nachrichtenseiten machen sich diese Tools zunutze: Sie sprechen genau die Wähler:innen mit ihren Botschaften an, die in heiß umkämpften Rennen in politischen Swing States – wo eine Verschiebung von 5.000 oder 10.000 Stimmen entscheidend sein kann – einen Unterschied machen können.

Werbung, die wie Journalismus aussieht

Bei der Analyse von Metas Ad Library durch NewsGuard wurden Tausende von Anzeigen der vier “Pink Slime”-Medien identifiziert. Sie werben entweder für Demokrat:innen oder Republikaner:innen und konzentrieren sich auf brisante Themen wie Abtreibung, Inflation, Bildung und Kriminalität. Die als Artikel aus lokalen Nachrichtenmedien getarnten Anzeigen, die auf Facebook und Instagram erschienen, waren zum Beispiel:

  • Die oben erwähnte Main Street Sentinel-Anzeige über den Gouverneurskandidaten Tudor Dixon aus Michigan. Nach Angaben von Metas Ad Library erhielt die Anzeige etwa 7,42 Millionen Einblendungen – d. h. die Häufigkeit, mit der die Anzeige auf einem Bildschirm angezeigt wurde – bei Nutzer:innen aus Michigan.
  • Eine weitere Anzeige von The Main Street Sentinel, in der es hieß: “Experten sagen, dass der Inflation Reduction Act* die Lebenshaltungskosten für Familien in Michigan senken wird, indem er die Energierechnungen senkt. Außerdem ermöglicht das neue Gesetz Medicare, niedrigere Preise für verschreibungspflichtige Medikamente auszuhandeln. Gouverneurin Whitmer feierte die Verabschiedung des Gesetzes, während die konservative Kommentator Tudor Dixon sagt, sie sei dagegen.” Die Anzeige erhielt laut Metas Ad Library etwa 6,35 Millionen Einblendungen bei Nutzer:innen aus Michigan. (*Anm. d. Red.: Der Inflation Reduction Act 2022 ist ein wegweisendes Bundesgesetz der Vereinigten Staaten, das darauf abzielt, die Inflation einzudämmen, indem das Defizit reduziert, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente gesenkt und in die nationale Energieerzeugung investiert wird, während gleichzeitig umweltfreundliche Energiesysteme gefördert werden.)
  • Eine Anzeige von Metric Medias Pseudo-Redaktion Keystone Today in Pennsylvania, in der es heißt: “Der Staat Pennsylvania bereitet sich darauf vor, Konjunkturschecks an die Einwohner auszugeben. Tommy Pigott, der Leiter der RNC-Forschungsabteilung*, wies auf Twitter darauf hin, dass, seit Biden im März 2021 Konjunkturschecks in Höhe von fast 2 Billionen Dollar wegen der COVID-Pandemie herausgegeben hat, der Reallohnzuwachs der Amerikaner im Vergleich zum Vorjahr negativ ist.” Die Anzeige wurde laut Metas Ad Library bei Nutzer:innen aus Pennsylvania etwa 300.000 Mal eingeblendet. (*Anm. d. Red.: Republican National Committee, das nationale Organistionsgremium der Republikanischen Partei)
  • Eine Anzeige der Peach Tree Times, einer der Publikationen von Metric Media in Georgia, in der es heißt: “Der Inflation Reduction Act der Demokraten aus dem Jahr 2022 wurde kürzlich beschuldigt, ein falsch deklariertes ‘rücksichtsloses Steuer- und Ausgabengesetz’ zu sein, da Senator Raphael Warnock (D-GA) letzte Woche dafür gestimmt hat, 80 Milliarden Dollar für die IRS* zu bewilligen”. Die Anzeige erhielt laut Metas Ad Library etwa 100.000 Einblendungen bei Nutzer:innen aus Georgia. (*Anm. d. Red.: IRS steht für den Internal Revenue Service, die Steuerbehörde der USA)
  • Eine Anzeige der in Arizona ansässigen Grand Canyon Times von Metric Media, in der behauptet wird: “Viele Amerikaner sind der Meinung, dass die fehlerhafte Politik der Demokraten die Ursache für einige der größten Probleme des Landes ist, einschließlich der grassierenden Inflation, der hohen Benzinpreise und der hohen Kriminalitätsrate. Die hispanischen Amerikaner, die 19 % der Gesamtbevölkerung der USA und 31 % der Bevölkerung von Arizona ausmachen, merken das.” Laut Metas Ad Library wurde die Anzeige bei Nutzer:innen aus Arizona etwa 53.000 Mal angezeigt.
  • Eine Anzeige von The Copper Courier, der Publikation von Courier Newsroom in Arizona, in der es heißt: “Zum Schutz gegen den Verlust von persönlichen Freiheiten und Bürgerrechten haben die Demokraten im Repräsentantenhaus in diesem Monat Gesetzesentwürfe verabschiedet, die den Schutz dieser und anderer Rechte im Bundesgesetz verankern würden. In jedem Abstimmung hat die überwiegende Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus gegen die Gesetzesentwürfe gestimmt. Die Anzeige wurde laut Metas Ad Library bei Nutzer:innen aus Arizona etwa 90.000 Mal eingeblendet.
  • Eine Anzeige von The Gander Newsroom, einer Publikation des Courier Newsroom in Michigan, in der es heißt: “Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die Roe v. Wade* aufhebt, hat Gretchen Whitmer deutlich gemacht, dass sie für den Schutz der reproduktiven Freiheit in Michigan kämpfen wird.” Laut Metas Ad Library wurde die Anzeige bei Nutzer:innen aus Michigan etwa 1 Million Mal eingeblendet. (*Anm. d. Red.: Roe v Wade war ein Grundsatzurteil des obersten Gerichtshofs der USA, das das Recht auf Abtreibung als Bürgerrecht anerkannte, wodurch Abtreibungen in einzelnen US-Staaten nicht verboten werden durfte. Es wurde durch ein neues Urteil des obersten Gerichts im Juli 2022 aufgehoben. Ein Recht auf Abtreibung anzuerkennen oder nicht obliegt nun den Legislativen der US-Bundesstaaten.)
  • Eine Anzeige von UpNorthNews, der Publikation des Courier Newsroom in Wisconsin, für einen Artikel mit dem Titel “Von der Wiederherstellung der reproduktiven Freiheit zur Rettung der sozialen Sicherheit: Der Demokrat Mandela Barnes darüber, wie er Ihr Leben verbessern würde”. Die Anzeige wurde laut Meta’s Ad Library 200.000 Mal bei Nutzer:innen aus Wisconsin eingeblendet.
  • Eine Anzeige von The Pennsylvania Independent, einer Publikation von The American Independent, in der es heißt: “Wie ist der Stand von reproduktiven Rechte in Pennsylvania? Die von den Republikanern kontrollierte Legislative hat eine neue Verfassungsänderung eingeführt, die das Recht auf Abtreibung und den Zugang zu Verhütungsmitteln verbietet.” Die Anzeige wurde bei Nutzer:innen aus Pennsylvania etwa 125.000 Mal eingeblendet.
Zwei Anzeigen von The Main Street Sentinel, die für die demokratische Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer (rechts), werben und die Anti-Abtreibungs-Position ihrer republikanischen Gegnerin Tudor Dixon (links) betonen. (Screenshots von NewsGuard)

Die Untersuchung von NewsGuard ergab, dass die Anzeigen in der Regel auf Artikel verweisen, die – wie im Fall der Anzeige über die republikanischen Gouverneurskandidatin Dixon – zwar nicht offenkundig falsch sind, aber zwecks Förderung einer bestimmten Agenda irreführend sein können. So wurde in der Anzeige des Main Street Sentinel, in der Dixon kritisiert wurde, verschwiegen, dass sie Ausnahmen vom Abtreibungsverbot befürwortet, um das Leben der Mutter zu retten.

Courier wirbt damit, Stimmen zu gewinnen

Courier Newsroom wandte einige der aggressivsten gezielten Werbe-Taktiken unter allen von NewsGuard untersuchten Gruppen an. Es handelt sich bei der Organisation um ein Netzwerk liberaler Webseiten, das von der ehemaligen demokratischen Mitarbeiterin Tara McGowan gegründet wurde. In einer “Fallstudie“, die im August 2022 auf der Webseite vorgestellt wurde, pries Courier Newsroom ihre Werbekampagne unter dem Titel “Lokale Nachrichtenredaktion beweist Fähigkeit, Wähler im ländlichen Iowa zu gewinnen” an. Die Gruppe beschrieb, wie ihre Publikation in Iowa 49.000 Dollar für Facebook-Anzeigen ausgegeben hatte. Diese richteten sich im Juni 2022 gezielt an 12 Bezirke in Iowa. Laut Courier führte die Kampagne zu 3300 zusätzlichen Stimmen, vermutlich für die Demokraten.

The Main Street Sentinel, Metric Media und The American Independent haben ähnliche Strategien umgesetzt. Laut NYU’s Ad Observatory, einer Datenbank über Werbeausgaben auf Facebook und Instagram, waren die zweit- und drittgrößten Spender für politische Werbung in Michigan im Jahr 2022 The Main Street Sentinel (693.200 $) und die Michigan-Publikation von Courier Newsroom (371.900 $). Damit haben die Gruppen hochkarätige Organisationen wie Planned Parenthood und die von den Brüdern Koch gegründete konservative Interessengruppe Americans for Prosperity übertroffen.

Um ihre Zielgruppen zu erreichen, scheinen diese “Pink Slime”-Nachrichtenmedien das Tool Custom Audiences (Benutzerdefiniertes Publikum) von Meta zu nutzen. Es ermöglicht ihnen, ihre bestehenden Zielgruppen auf Facebook und Instagram über die auf den Webseiten gespeicherten E-Mail-Adressen und Telefonnummern zu finden. Eine der Gruppen, Courier Newsroom, scheint auch das Tool Lookalike Audiences (Ähnliches Publikum) von Meta zu verwenden, um ihre bestehende Zielgruppe zu erweitern. Dazu wird nach Nutzer:innen mit ähnlichen Merkmalen und Interessen gesucht, z. B. nach Einwohner:innen Georgias, die über 60 Jahre alt und Fans von Bob Dylan sind.

The Main Street Sentinel, The American Independent, Courier Newsroom und Metric Media haben im Oktober 2022 nicht auf die Anfragen von NewsGuard geantwortet, in denen sie um eine Stellungnahme zu ihren Werbepraktiken gebeten wurden.

Anzeigen der Courier Newsroom-Publikation in Arizona, The Copper Courier (links), und der Courier Newsroom-Publikation in Michigan, The Gander Newsroom (rechts). (Screenshots von NewsGuard)

Verschleierung politischer Verbindungen mit Hilfe von Facebook und Instagram

Die “Pink Slime”-Gruppen nutzen nicht nur die Tools von Meta für das gezielte Werben, sondern haben auch von den laxen Werberichtlinien des Social-Media-Konglomerats profitiert. Diese ermöglichen es Ihnen, ihre parteipolitischen Geldgeber:innen und Verbindungen zu verschleiern.

Meta schreibt zwar vor, dass politische Anzeigen die Quelle ihrer Finanzierung angeben müssen, überlässt es aber den Sponsoren selbst, ihre eigene “Gesponsert”-Angabe zu erstellen. Das Ergebnis ist eine neue Art politischer Wahlkampfspenden: Die parteiischen Gruppen können ihre Geldgeber als scheinbar unpolitische Organisationen ausweisen, über die wenig bekannt ist. Und diese Praxis ist heute nicht ungewöhnlich.

Obwohl beispielsweise auf der Webseite von The Main Street Sentinel angegeben wird, dass sie im Besitz von Star Spangled Media LLC ist, tragen die Facebook- und Instagram-Anzeigen den Hinweis “Paid for by The Main Street Sentinel” – ein Name, der in keinem staatlichen Unternehmensregister auftaucht aber den Anschein journalistischer Authentizität verleiht.

Die Anzeigen von Courier Newsroom identifizieren als Sponsoren die “Courier Newsroom Inc.”. Diese ist eine Tochtergesellschaft von Good Information Inc., einem privaten, gemeinnützigen Unternehmen, das von großen demokratischen Spender:innen, darunter George Soros und LinkedIn-Mitbegründer Reid Hoffman, finanziert wird. Indem Good Information Inc. nicht namentlich genannt wird, lässt Courier die Facebook- und Instagram-Nutzer:innen über die Verbindungen der Gruppe zu den Demokraten im Unklaren.

Vor den US-Präsidentschaftswahlen 2020 haben Facebook und Instagram ihre Werberichtlinien aktualisiert und verlangen seither die Angabe “Gesponsert” bei politischen Anzeigen. “Die Menschen sollten wissen, wer versucht, ihre Stimme zu beeinflussen, und die Werbetreibenden sollten nicht verbergen können, wer für die Werbung bezahlt”, hieß es in einem Statement.

Wie der Bericht von NewsGuard zeigt, ist es den “Pink Slime”-Organisationen jedoch offenbar gelungen, genau das zu erreichen, was Facebook und Instagram nach eigenen Angaben zu verhindern versuchen.

NewsGuard bewertet die Webseiten von Courier Newsroom, The American Independent, The Main Street Sentinel und Metric Media mit Rot und erklärt, dass die Leser:innen aufgrund der nicht offengelegten Finanzierung und anderer schlechter journalistischer Praktiken mit Vorsicht vorgehen sollten. Facebook bietet seinen Nutzer:innen keine Angaben wie die NewsGuard-Bewertungen. Kennzeichnungen dieser Art würden Leser:innen Aufschluss über die Vertrauenswürdigkeit der Webseiten geben, die sie mit Informationen in ihren News Feeds versorgen.

Meta sagt, dass es sich für den “Schutz von Wahlen und die Verbesserung der Authentizität, Transparenz und Rechenschaftspflicht für Werbetreibende” einsetze, wie es auf der Seite “The Election Integrity at Meta” (Wahlintegrität bei Meta) heißt. Meta stellt jedoch ideologischen Gruppen mächtige Werkzeuge zur Verfügung, um das Publikum in den umkämpften Staaten anzusprechen. Glleichzeitig gibt der Konzern nur lockere Richtlinien vor, die von parteiischen Akteuren manipuliert werden können. Somit hat Meta faktisch zur Täuschung beigetragen.

 

Korrektur: In einer früheren Version dieses Monitors war nicht klar angegeben, welche “Pink Slime”-Organisationen in diesem Jahr zusammen 3,94 Millionen Dollar für Werbekampagnen auf Facebook und Instagram ausgegeben haben. Dieser Betrag spiegelt die Ausgaben der vier im Bericht behandelten Gruppen wider – Main Street Sentinel, Courier Newsroom, The American Independent und Metric Media. NewsGuard entschuldigt sich für den Fehler.